Abschnittsübersicht

  • Lernziele

    Nach dem Durcharbeiten dieser Lerneinheit solltest Du folgende Fragen beantworten können:

    • Gib mit Deinen eigenen Worten eine möglichst exakte aber auch knappe Definition der Chronischen Niereninsuffizienz (CNI)!
    • Erstelle eine Gegenüberstellung der einzelnen physiologischen Aufgaben der Niere und - bei ihrem Versagen - der Symptome  als Teil einer CNI!
    • Ergänze die Abbildung des Menschen (am Ende der Lerneinheit) mit den einzelnen Symptomen der CNI, die Du gerade gelernt hast!

    Viel Spaß beim Lernen!


    Begriffsklärung

    Im engeren Sinne bedeutet chronische Niereninsuffizienz (CNI) ein sich über längere Zeit entwickelnder Verlust der Nierenfunktionen. Im Akutfall spricht man von akutem Nierenversagen (ANV)

    LE 5 Akutes Nierenversagen

    Die CNI ist gekennzeichnet durch eine progressive Verschlechterung der Nierenfunktion bis zum vollständigen Nierenversagen. Der Körper kann giftige Stoffwechselprodukte nicht mehr ausscheiden und sammelt diese im Blut an (Urämie). Zusätzlich kommt es zu einer Überwässerung, da die Nieren die aufgenommene Flüssigkeit nicht mehr vollständig ausscheiden können.

    Neben der Ausscheidungsfunktion hat die Niere aber noch weitere Aufgaben wie die Bildung verschiedener Hormone, die u. a. für die Blutbildung wichtig sind, die Steuerung des Blutdrucks und die Regulierung des Knochenstoffwechsels. Somit betrifft ein chronisches Nierenversagen auch andere Körperfunktionen: Der Blutdruck, der Hormon- und Vitamin-Haushalt oder das Blutgerinnungssystem verändern sich. Wenn nur noch fünf bis zehn Prozent des Nierengewebes funktionieren, spricht man von einem schweren Nierenversagen.

    Definition

    progressive Einschränkung der Nierenfunktionen (Ausscheidung der harnpflichtigen Substanzen, Regulationsfunktionen im Wasser-Salz- und Säuren-Basen-Haushalt, etc.) bis zum vollständigen Nierenversagen

    Ursachen

    • meist Diabetes mellitus
    • Hypertonie
    • Glomerulopathie (Glomerulonephritis
    • Nieren-Tbc
    • Zystenniere
    • Schmerzmittelabusus
    • Tumoren der Niere

    Symptome

    Anfangsstadium
    • Polyurie durch eine Hypertrophie der noch intakten Nephrone ohne entsprechende Vergrößerung des Tubulusapparates
    • später: Oligurie und Oligoanurie
    Urämisches Stadium
    • progressiver Anstieg der harnpflichtigen Substanzen im Blut (Kreatinin, Harnstoff)
    • anfangs ohne, später mit Urämiesymptomen (ZNS, Haut, GIT, Herz, etc. betroffen – siehe „Symptome der Urämie“)
    • Störungen im Elektrolythaushalt: Ödeme, auch Lungenödem, Hirnödem
    • Herzrhythmusstörung (Hyperkaliämie), evtl. Hypertonie, auch Hypotonie
    • Störung der endokrinen Funktionen: Anämie durch Mangel an Erythropoetin, Knochenerkrankungen durch mangelnde Vitamin D-Produktion
    Endstadium
    • Foetor uraemicum
    • Oligoanurie, Anurie
    • Bewusstseinsverlust
    • urämisches Koma

    Symptome der Urämie

    • Allgemein
      • Schwäche
      • Foetor uraemicus (Harngeruch)
      • Ödeme, typischerweise im Gesicht, im Verlauf auch in der Lunge
      • Kopfschmerzen
    • Herz-Kreislauf
      • Hypertonie (mit Linksherzbelastung)
      • Perikarditis
      • Herzrhythmusstörungen
    • Lunge
      • Lungenödem
      • Pleuritis
      • Pneunomien
    • Blut
      • renale Anämie (EPO ↓)
      • Thrombozytopenie und Gerinnungsstörungen
    • Haut
      • Pruritus
      • Café-au-lait-Färbung
    • Skelett
      • renale Osteomalazie (renale Osteopathie)
      • Knochen- und Gelenkschmerzen
      • sekundärer Hyperparathyreoidismus
    • Magen-Darm-Trakt
      • Übelkeit und Erbrechen
      • Durchfälle
      • urämische Gastritis
      • Peritonitis
      • Schleimhautblutung
    • Zentralnervensystem
      • Konzentrationsschwäche
      • Denk- und Bewusstseinsstörungen, Schläfrigkeit bis Koma
      • Polyneuropathie
      • gesteigerte Reflexe
      • Krampfanfälle
      • Psychische Veränderungen: Gereiztheit, Depressivität, Verwirrtheit
    • Endokrinum
      • Libidoverlust
      • Impotenz
      • Amenorrhoe
    betroffene Organe
    Abbildung: betroffene Organe bei chronischer Niereninsuffizienz. Copyright: arche medica Berlin

    1 ZNS; 2 Haut; 3 Lunge; 4 Herz-Kreislauf; 5 Niere; 6 GIT, 7 Gonade, Hormone; 8 Skelett; 9 Peripheres Nerversystem
    Komplikationen                

    Urämisches Koma (Coma uraemicum)
    Schwere Bewusstseinsstörung: im Verlauf Verwirrung, Somnolenz, Sopor, Koma. Foetor uraemicus: Urinöser Körpergeruch, auffällig bei sonst gepflegtem Erscheinungsbild.

    Diagnose                                  

    Labor

    • harnpflichtige Substanzen (Harnstoff und Kreatinin) im Serum erhöht
    • Kreatinin-Clearance zeigt eine verminderte glomeruläre Filtrationsrate (GFR)
    • Hypoproteinämie
    • Hyperkaliämie
    • spezifisches Gewicht des Harns vermindert
    • Bestimmung der glomerulären Filtrationsrate (Abnahme der GFR auf < 15 ml/min stellt Dialyse-Indikation dar)

    Therapie

    • Therapie der Grunderkrankung
    • Diät: vorwiegend eiweiß- und phosphatarm, ausreichend Flüssigkeitszufuhr
    • Flüssigkeitszufuhr (2-2,5 Liter) und Gabe von Diuretika
    • Antihypertensive Therapie in der Regel mit einem ACE-Hemmer oder einem AT1-Antagonisten (auch "Sartane", Hemmung der Angiotensin II-Rezeptoren Subtyp 1)
    • Versorgung der Komplikationen, z. B. Eisen- und Ferritinsubstitution zur Behandlung einer renalen Anämie, Substitution von Vitamin D zur Vorbeugung einer renalen Osteopathie
    • Nierenersatztherapien: Hämodialyse oder Peritonealdialyse (künstliche Blutfiltration durch den Dialyseapparat), Nierentransplantation
    Dialyse
    Abbildung: Patient bei der Hämodialyse (Bild: Anna Frodesiak - eigenes Wert, Wikipedia)

    LinkHier findest Du einen Link der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie zur Patienteninformation über Stadien der Niereninsuffizienz und die GFR

    Teste Dein Wissen über die CNI in diesem Lückentext! Viel Erfolg!